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30.11.2018 - 01.03.2019 - Casino

Malerei – Rolf Mallat

Zur Ausstellung

Die Arbeiten von Rolf Mallat kombinieren Bildmotive aus Print-, TV- und Onlinemedien. Während des Malprozesses rückt die ursprüngliche Fotografie in den Hintergrund und die dargestellten Personen erscheinen in einem neuen Kontext. Der Künstler sieht seine Aufgabe darin, die Realitätswahrnehmung zu irritieren, Fragen aufzuwerfen, Wirklichkeiten zu relativieren. Die Bilder warten mit keinen eindeutigen Aussagen auf. Stattdessen lassen die Überblendungen bzw. Gegenüberstellungen verschiedener Bildsequenzen widersprüchliche, manchmal dadaistische Bildsituationen entstehen. „Nichts ist wie es scheint, aber jede Realität hat viele Wahrheiten.“

Ausgewählte Werke

Rolf Mallat
Rolf Mallat: Himmel - leicht geblendet, 2018
Rolf Mallat
Rolf Mallat: Straßencafé, 2016
Rolf Mallat
Rolf Mallat: City, 2017
Rolf Mallat
Rolf Mallat: Der Maler, 2016
Rolf Mallat
Rolf Mallat: Dix, 2015
Rolf Mallat
Rolf Mallat: Monteur, 2018
Rolf Mallat
Rolf Mallat: Maschinenarbeiterin

Spurensuche - ein Beitrag über Rolf Mallat

Seit 1983 – und somit seit mehr als 30 Jahren – arbeitet Rolf Mallat als freischaffender Maler und Grafiker. Bereits zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit war es die figurative Darstellung wie das Porträt oder der weibliche Akt, die sein Schaffen am stärksten prägten. Der Künstler selbst war sich dabei sehr bewusst, dass  er zu Beginn der 80er Jahre mit dieser Thematik gegen eine Bilderflut aus den Massenmedien antreten musste. Tatsächlich war gerade durch den „Bildersturm“ der Pop-Art-Generation der Akt trivialisiert und das Porträt zur Werbefläche reduziert worden. Auch war es in akademischen Kunstkreisen nahezu verpönt, sich mit realistisch wiedergegebenen Bildmotiven zu befassen und diese auf die Leinwand zu bannen. Mit seiner sensiblen Darstellung des Menschen als vielschichtiges und sinnliches Individuum suchte sich der Künstler über diese Klischees seiner Zeit hinwegzusetzen. Die verstärkte, präzise künstlerische Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper führte Mallat darüber hinaus zu inhaltlich neuen Erkenntnissen. So wurde sich der Künstler während seines Malprozesses immer mehr der Besonderheit des Menschen als einzigartiges Individuum bewusst. Dieses steht im Gegensatz zur Rationalität, Hektik und dem Leistungsprinzip unserer Massengesellschaft, die sich immer weiter von den essentiellen inneren Bedürfnissen des Menschen entfernt.

Um seine Inhalte zu thematisieren, nutzte der Künstler zu Beginn seiner Schaffensjahre vor allem Acrylfarben, die er zügig auf aufgeleimtes Papier auftrug. Weiterhin verwendete er Materialien wie Sprühlacke, Farbstifte, Spachtelmasse oder Sand. Wichtig war immer, dass eine gewisse Spontaneität innerhalb des Malprozesses bewahrt wurde und beliebig über verschiedene Malarten verfügt werden konnte. Plötzliche und unerwartete künstlerische Ergebnisse, die sich zumeist per Zufall ergaben, wurden als interessant aufgenommen und waren damit erwünscht. Gerade dieses Experimentieren mit neuen Techniken hatte mehr und mehr zur Folge, dass sich das „Wie“ der Darstellung bei Rolf Mallat stärker in den künstlerischen Vordergrund drängte. Nicht verwundern durfte damit, dass – im Gegensatz zur anfänglichen figurativen Darstellungsweise - nun abstrakte Bildgestaltungen mehr und mehr „Raum“ im Schaffen des Künstlers einnahmen. Tatsächlich entstanden bis zum Jahr 1999/2000 zahlreiche abstrakt expressive Bilder, die sich durch einen pastosen Farbauftrag und eine expressive, dynamische Pinselführung besonders auszeichneten. Die so geschaffenen Gemälde standen für sich und erhoben keinerlei Anspruch auf gegenständliche Bezüge. Vielmehr stand die subjektive Wirkung des Bildes, die aus einer künstlerischen Intuition und damit aus einem unbewussten Schaffensprozess entstanden war, im Vordergrund des Künstlerinteresses. Die Erkenntnis, dass sich durch die ständige Wiederholung der entwickelten Malrituale und Methoden die Erwartung an die expressiv-abstrakte Malerei abgenutzt hatte, ließ die abstrakte Phase von Rolf Mallat enden. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts suchte Rolf Mallat nach neuen Möglichkeiten, um für sich selbst Malerei neu zu verwirklichen.

Ein erster Schritt gelang, als der Künstler frühere expressive Arbeiten auswählte und sie durch streng angeordnete, schmale, jedoch das Bildgeschehen beeinflussende Farbbalken übermalte und ergänzte. In weiteren Bildfindungsschritten wurde auf eigene Erfahrungen mit Collagetechniken und die Einarbeitung von Collagematerialien zurückgegriffen. Das Resultat überzeugte, denn der kontrastreiche Gegensatz, der sich durch das Gegenüberstellen von Expressivem und Gegenständlichem, Schärfe und Unschärfe, Malerischem und Realistischem ergab, eröffnete beim Künstler wie auch beim Betrachter eine neue, facettenreiche, aber auch irritierende Sicht auf das einzeln Dargestellte. Die begrenzte Bildfläche, auf der das Dargestellte gebannt war, potenzierte diesen Reiz. Zu begründen ist dies durch die allgemeine Auffassung, dass die Leinwand als Träger einer bildnerisch durchdachten und damit auch in sich logischen Bildidee fungiert. Die malerisch-technisch unterbrochenen und unterschiedlich ausgeführten Bildfragmente Mallats widersprachen jedoch einer offensichtlich logischen Verknüpfung und stellten damit jeglichen konzeptionellen Gedanken zugleich auch wieder in Frage. Durch diese erneute Gegensätzlichkeit erzeugte Mallat weitere inhärente (Bild-)Spannungen, die den Betrachter wiederum anzogen und fesselten, zugleich aber auch verwunderten und nachdenklich werden ließen. Gerade letzteres entsprach durchaus Mallats künstlerischer Intention. Denn in der Tat sah der Künstler nunmehr seine malerische Aufgabe darin, allzu Eindeutiges zweideutig, Reales unwirklich und Logisches irrational erscheinen zu lassen. Ambivalente Situationen zu schaffen und sie als solche auf der Bildfläche stehen zu lassen, war die große Herausforderung, der sich Mallat ab dem Jahr 1999 immer wieder stellte. Sicher ist dabei, dass sich der Künstler bereits zu Beginn seiner neuartigen Bildfindung des bildnerisch-malerischen Effekts seiner Gemälde bewusst war. Nicht ohne Grund bezeichnete er deshalb das Zusammenspiel gegensätzlicher Bildmotive und -techniken auf einer in sich geschlossenen Bildtafel ab dem Jahr 2000 mit dem einprägsamen Begriff der „Bildstörung“.

Dieser Begriff, in Verbindung mit dem künstlerischen Ansatz, motivisch und malerisch Kontrastreiches auf das Bild zu bannen, beeinflusste in den Folgejahren nahezu alle Gemälde Mallats maßgeblich. Erst der Vergleich verschiedener Bilder miteinander lassen subtile Bildunterschiede erkennen, die immer wieder das stete künstlerische Bearbeiten und damit das Verändern und Abwandeln einer einmal gefundenen Bildidee offensichtlich werden lassen. Die Gemälde, die sich damit heute präsentieren, sind Ergebnisse einer langen malerischen Entwicklung, aber auch einer fortwährenden Suche. Wie zu Beginn seiner Schaffenszeit setzen sie eines thematisch erneut in den Vordergrund des Künstlerinteresses: Der Mensch ist und bleibt der Ausgangpunkt für das künstlerische Schaffen Mallats. Diesen zeigt er zumeist in seinem Lebensumfeld, wobei Stadtszenen dominieren. Wie der Künstler selbst bekennt, bilden fotographische Reproduktionen, Bildmotive aus dem Internet, dem Fernsehen oder den Printmedien, den ersten inspirierenden Einstieg in den bildnerischen Werkprozess. Die Motive bearbeitet der Künstler zunächst am Computer, spielt mit Bildschärfen, Überblendungen, grafischen Elementen und Farbskalen, wodurch er erste Irritationen im Bildgefüge schafft. Im Malprozess wird schließlich Gedachtes verdichtet. Bildsequenzen zeigen sich entweder in einem offenen Raum oder in mehreren Räumen, die hinter und nebeneinander stehen, mitunter auch ineinander greifen. Die wiedergegebenen Menschensind in unterschiedlichen Lebenssituationen dargestellt, wobei sie zumeist Vereinzelte bleiben – auch zu zweit. Die Distanz zwischen den Bildprotagonisten ist beträchtlich und wird auch durch räumliche Nähe nicht überwunden. Tatsächlich scheint ein unsichtbarer Kreis um die Dargestellten gezogen, der sie schützt und trennt zugleich. Die Protagonisten selbst kontrastieren auf der Leinwand mit der Natur, der Stadt oder aber auch mit abstrakten Formen. Insgesamt entsteht ein fragmentarisches Bildgefüge, das sich augenscheinlich zu einem übergeordneten Inhalt zusammenfindet. Bei genauerem Betrachten ist jedoch feststellbar, dass sich die einzelnen Bildausschnitte zugleich auch immer wieder gegenseitig ausschließen. Eine Gesamtkomposition entsteht, die  be- und verfremdet. Fragt man den Künstler nach Gründen, weshalb er diese und keine anderen Motive miteinander kombiniert, sind es letztlich ganz persönliche Erinnerungen, ganz persönliche Ereignisse, die sich in der Motivauswahl manifestieren. Der Betrachter wird somit Zeuge einer ganz persönlichen Spurensuche, die in ihrem künstlerischen Ausdruck allerdings auch immer wieder eines verdeutlicht: Indem Rolf Mallat seine Motive ungewöhnlich, zum Teil durchaus absurd auf der Leinwand verbindet, schafft er Distanz. Er entzieht die Bildmotive ihrer ursprünglichen Realität und provoziert - trotz seiner real-motivischen Wiedergaben -eine der Wirklichkeit ferne Wahrnehmung.

„Nichts ist wie es scheint und die Realität hat viele Wahrheiten“, so Rolf Mallat. Hinter welcher Realität sich welche Wahrheit verbirgt, ist angesichts des Bildes ganz individuell zu klären. Es liegt am Betrachter, über die Bildlektüre nachzudenken, die gleichsam vor- und rückwärts, kreuz und quer, zwischen den Zeilen und per motivischer Assoziation gelesen werden kann. Wie und was er liest, zeugt dabei von einer eignen, ganz persönlichen Spurensuche. Denn die zahlreichen Facetten, die Rolf Mallats Bilder visualisieren, lassen sich mannigfaltig zusammenfügen. Für welchen Weg, für welche Richtung sich der Betrachter entscheidet, ist ihm selbst überlassen. Sicher ist, dass die interpretatorischen Ergebnisse Rückschlüsse zulassen auf die Erfahrungen, Erinnerungen, Motivationen und Assoziationen des Betrachters.

Dr. Pauline Liesen, Leiterin des Bilderbuchmuseums Troisdorf, Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung im Kunsthaus Troisdorf 2015

Eröffnung

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 29. November 2018 um 18:30 Uhr im Casino des Wissenschaftszentrums Bonn statt.

Begrüßung:
Ulrike Lenk, Geschäftsführerin des Wissenschaftszentrums Bonn

Einführung:
Irina Wistoff, Museumspädagogin

Hinweis
Mit der Anmeldung bzw. der Teilnahme an der Veranstaltung erklärt sich der Teilnehmer mit der unentgeltlichen und unbeschränkten Nutzung der im Rahmen der Veranstaltung entstandenen Foto- und Filmmaterialien für die Zwecke der Außendarstellung einverstanden.

Impressionen der Eröffnung

FOTO: FRANK HOMANN
FOTO: FRANK HOMANN
FOTO: FRANK HOMANN
FOTO: FRANK HOMANN
FOTO: FRANK HOMANN
FOTO: FRANK HOMANN
FOTO: FRANK HOMANN

Öffnungszeiten

montags bis freitags von 8.00 bis 19.00 Uhr im Casino.
Der Eintritt ist kostenfrei.

Ansprechpartner für Ausstellungen